Stehen oder Sitzen?
Die naheliegende Vermutung, dass, historisch gesehen, die sitzende Spielweise eher für die kleineren Kontrabass-Instrumente bevorzugt worden ist, wird durch eine der frühesten Bilddarstellungen widerlegt: Der auf dem Gemälde „Die Hochzeit von Kana“ von Paolo Veronese (1562) abgebildete Kontrabassist spielt ein mannsgroßes Instrument im Sitzen. Umgekehrt gibt es auch Abbildungen von kleineren Instrumenten, die stehend gespielt worden sind. Auch aus Berichten geht hervor, dass unabhängig von der Größe der Instrumente (wenn man einmal von Vuillaumes monströsem Octobasse absieht) der Kontrabass immer auf beide Arten gespielt worden ist. Dies galt sowohl für den Bereich der Kammermusik wie auch für die Orchester. Corrette berichtete über stehend spielende „Basso al Cembalo“-Spieler, während Kontrabassisten, die sich mit Cellisten ein Pult geteilt haben (was gängige Praxis der Barockorchester war) wohl sitzend gespielt haben. Erst ab Mitte des 19. Jahrhunderts sind die Kontrabassisten, die nun in Gruppen zusammengefasst waren, immer mehr zum Spiel im Sitzen übergegangen, wie Abbildungen aus dieser Zeit zeigen (z. B. vom Orchester des Covent Garden Opera House, 1846). Hartnäckig haben demgegenüber die Kontrabassisten des Kasseler Staatsorchesters bis in die 1980-iger Jahre hinein im Stehen gespielt.
Anders verhielt es sich beim Solospiel. Die prominente Ausnahme vorweg: Dragonetti hat, nach dem gegenwärtigen Stand der Forschung, sitzend gespielt, wie man auf einer Fotografie aus dem Jahre 1843 sehen kann, die den 80-jährigen Virtuosen mit den beiden Cellisten Robert Lindley und Charles Lucas zeigt. Im 19. Jahrhundert haben alle Kontrabass-Solisten ausschließlich die stehende Spielweise praktiziert, im 20. Jahrhundert hatte diese Praxis bis in die 70-iger Jahre hinein Bestand, ehe eine allmähliche Gegenbewegung einsetzte. Auch in allen frühen Kontrabass- Methoden wurde nur die stehende Haltung gelehrt – wiederum mit einer Ausnahme: Charles Labro erläuterte in seiner 1860 erschienenen Méthode beide Möglichkeiten, schrieb aber, dass er die sitzende Position bevorzuge.
Mit den modernen und leicht zu transportierenden Kontrabass-Hockern hat die Zahl der sitzenden Spieler deutlich zugenommen. Heutige Basshocker sind wesentlich komfortabler und ergonomischer als die alten hölzernen Kontrabass-„Hochstühle“, die allein schon durch ihr Aussehen Assoziationen an Foltergeräte aufkommen ließen. Und das waren sie in der Tat für diejenigen, die stundenlang darauf sitzen mussten!