Nouvelle Technique

Im Paris des Jahres 1972 war François Rabbath bereits ein bekannter Künstler, als er von Jean Leduc angeregt wurde, seine unkonventionelle Kontrabass-Methode zu publizieren. Die von ihm entwickelte „crab technique“ (Krabbentechnik) ersetzt das traditionelle System durch eine Spielweise mit deutlich weniger Lagenwechseln. In nur sechs Positionen lässt sich das gesamte Griffbrett erfassen durch eine Finger-Seitwärtsbewegung, das sogenannte „pivoting“. Während die Methode sich über die Jahrzehnte international verbreitete und sich etliche namhafte Solisten zu der Technik bekannten, ist François Rabbaths Einfluss auf das Kontrabass-Spiel im deutschsprachigen und osteuropäischen Raum bisher eher gering geblieben. Dies hat vermutlich mit der dort praktisch nicht angewandten französischen Bogenhaltung zu tun, auf der Rabbaths außergewöhnliche Bogentechnik basiert.

 

Über François Rabbath

Für einen Instrumental-Solisten unserer Zeit hat die Karriere von François Rabbath einen wahrlich außergewöhnlichen Verlauf genommen. Diese ist umso bemerkenswerter, als er sich das Kontrabass-Spiel selbst beigebracht und niemals eine Unterrichtsstunde genommen hat.

1931 in Aleppo (Syrien) geboren, trug François Rabbath bereits im Alter von 13 Jahren durch gemeinsame Auftritte mit seinen Geschwistern in den Kabaretts von Beirut zum Auskommen der großen Familie bei. 1956 zog er nach Paris und verdiente sich seinen Lebensunterhalt als Begleiter von Künstlern wie Jacques Brel, Charles Aznavour, Gilbert Becaud, Michel Legrand und vielen weiteren Musikerpersönlichkeiten..

1963 nahm Rabbath seine erste Soloschallplatte auf, die zu einer der meistgesuchten Aufnahme der damaligen Zeit wurde. Von 1964 an komponierte er Musik für Film und Theater. Gleichzeitig nahm eine einzigartige Solokarriere ihren Lauf, ausgehend von Frankreich über die Musikzentren Europas bis in die USA, wo er 1975 in der New Yorker Carnegie Hall debütierte. Neben Rezitals in der Londoner Wigmore Hall und dem Salle Pleyel in Paris gab er Konzerte mit den Orchestern von Cincinnati, Houston, Québec und des australischen Rundfunks. Von 1980 bis 1996 war François Rabbath Mitglied des Orchesters der Pariser Oper.

Als äußerst umtriebiger Lehrer gibt François Rabbath sein Können und Wissen seit über dreißig Jahren rund um die Welt an engagierte Kontrabassist*innen weiter. Doch nicht nur diese, sondern auch andere Instrumentalisten nehmen an seinen Kursen teil. Nicht wenige Berufsmusiker haben sich von ihren Orchestern zeitweise freistellen lassen, um ihr Instrument mit Hilfe von François Rabbath neu zu entdecken.

In jüngerer Zeit sind neben den pädagogischen Print-Publikationen Rabbaths multimediale Unterrichtswerke als Videos, CD-Rom oder DVDs erschienen. Von diesen sind die von dem ISB-Präsidenten Hans Sturm herausgebrachten Lehr-DVDs „Art of the Bow“ und „Art of the Left Hand“ besonders hervorzuheben und können ohne Übertreibung als Meilensteine der Kontrabass-Pädagogik bezeichnet werden.

Am 12. März 2021 hat Rabbath seinen neunzigsten Geburtstag bei ungebrochener Vitalität und mit der ihm eigenen Lebensfreude mit einem Wohnzimmer-Konzert gefeiert, dass per Livestream weltweit übertragen wurde.