Bogen-Beschaffenheit

Man wird sich nicht wundern, dass angesichts der beschriebenen Chamäleonhaftigkeit des Kontrabasses der Bogen nicht weniger Variabilität aufweist, was seine Form, das Material, die Länge und vor allem das Gewicht anbelangt.

1. Form

Aus vielfältigsten Formen, die bis zum Beginn des 19. Jahrhunderts verwendet worden sind, haben sich die beiden Grundformen des sog. „französischen“ und des „deutschen“ Modells für die Obergriff- bzw. die Untergriffhaltung herauskristallisiert.

2. Material

Nach allen nur denkbaren Holzarten, die bis ins 19. Jahrhundert hinein im Bogenbau Verwendung gefunden haben, konnten sich für die Stange neben Fernambuk das sog. Schlangenholz und neuerdings auch wieder das im Barock gern benutzte Eisenholz durchsetzen, für den Frosch Ebenholz, Schlangenholz und Elfenbein/Mammut. Seit etlichen Jahren bietet das  High-Tech-Material Kohlenstofffaser (Carbon) aufgrund seiner enormen Festigkeit bei außerordentlicher Klangleitfähigkeit den seltener werdenden Edelhölzern Paroli. Überwiegend werden helle Haare als Bogenbezug verwendet, eine Minderheit der Kontrabassist*innen schwört demgegenüber auf die etwas kräftigeren schwarzen Haare.

3. Länge

Zwar hat sich eine bestimmte Länge als Standard durchgesetzt, doch sind hier die Meinungen auch heute noch sehr kontrovers. Vielfach wurde für das Solospiel ein längerer Bogen als für das Orchesterspiel verlangt (u.a. von Bottesini). Gustav Laska (1847-1928) schrieb zu dieser Thematik: „Noch über den Bogen einige Worte. Der Baßbogen war früher von sehr kurzer Form, für lange Bindungen und langausgehaltene Töne ganz ungeeignet. Vor vielen Jahren faßte ich die Idee, mir einen Kontrabaßbogen so lang bauen zu lassen wie einen Geigenbogen. Diese meine Idee hat seither solchen Anklang gefunden, daß ihre zahlreiche Nachahmung für den praktischen Vorteil zur Genüge spricht.“

4. Gewicht

In der Frage des Bogengewichts hat sich bis heute keine Einheitlichkeit ergeben, zu gegensätzlich waren und sind die Standpunkte. F.C. Franke schrieb ca. 1820: „Wenn der Kopf mit Blei ausgefüllt ist, so gewährt die dadurch hervorgebrachte Schwere manchen Vortheil.“ August Müller (1808-1867) verlangte die unbedingte Verwendung eines schweren Bogens und wunderte sich „wie man in der Beziehung im Zweifel sein kann“. C. Montanari erachtete um 1850 ein Gewicht von 156 g als ideal für den Bogen. Sowohl ein höheres als auch ein niedrigeres Gewicht war seiner Meinung nach der „Erzeugung eines guten Tones abträglich“. Giovanni Bottesini schrieb 1869 in seiner „Metodo“, man solle einen Bogen verwenden, der im „Verhältnis zur Dicke der Saiten“ steht, demzufolge also einen schweren Bogen, „wodurch die Reibung der Haare erleichtert wird“. Ludwig Hegner meinte 1896: „Viele Kontrabassisten halten die Benutzung eines schweren Bogens für notwendig, um einen großen Ton zu erzielen. Dies ist ein Irrtum, weil die korrekte Verwendung eines leichten Bogens alle Klangmöglichkeiten des Instruments ausschöpft.“ Theodor Albin Findeisen riet 1938 zu einem Gewicht von 125-135 g, welches seitdem in Deutschland zu einer gewissen Norm geworden ist. Der russische Kontrabass-Virtuose Rodion Azarkhin hingegen begann in den 1960-iger Jahren mit Experimenten zum idealen Bogengewicht und beschwerte seinen Bogen mit vier Bleigewichten auf insgesamt bis zu 300 Gramm.