Terz-Quart-Stimmung

Wegen der in der Rubrik Solostimmung beschriebenen Probleme bei der Interpretation von Werken für Solo-Kontrabass aus der Zeit der Wiener Klassik, gewinnt die sogenannte Wiener-Stimmung A-D-Fis-A wieder neue Anhänger. Mit der viersaitigen Variante der zwischen ca. 1750 und 1810 sehr populären Stimmung F-A-D-Fis-A (die allerdings bereits 1697 von James Talbot erwähnt worden war) ist es möglich, die dafür komponierten Werke originalgetreu wiederzugeben. Das Ideal der damaligen Zeit war an einem offenen, resonanten Klang mit häufiger Verwendung von leeren Saiten und Flageolett-Tönen orientiert, wofür diese Stimmung bestens geeignet ist. In seinem ersten, 1767 entstandenen Konzert machte Karl Ditters von Dittersdorf reichlich Gebrauch davon (die Takte eins bis vier konnten ausschließlich auf diese Weise, ohne die Verwendung gegriffener Töne ausgeführt werden); auch der Kontrabass-Part von Mozarts Konzertarie „Per questa bella mano“ (KV 612) schreibt die ausgiebige Benutzung von leeren Saiten und Flageoletten vor, um stellvertretend nur zwei Werke der etwa dreißig Kompositionen für Solo-Kontrabass aus der Zeit der Wiener-Klassik zu nennen.

Doch im Vorteil der offenen Dreiklangstimmung ist auch ihr größter Nachteil begründet: Während sie für einige wenige Tonarten wie D-Dur und h-moll, A-Dur und fis-moll ideal ist, können andere schwer oder praktisch gar nicht damit realisiert werden. (Für die Tonarten Es-Dur, c-moll, B-Dur und g-moll wurden die Instrumente einen Halbton höher gestimmt.) Aus diesem Grund muss die heutige Benutzung der Wiener-Stimmung zwar aus dem Blickwinkel der historischen Aufführungspraxis als sinnvoll betrachtet werden, eine universelle Verwendung ist allerdings wegen ihres begrenzten Anwendungsbereichs nur schwer möglich.